Das Zitat scheint den Liebhaber über den Liebling zu erhöhen. Ein
jeder Liebhaber darf sich somit daran erfreuen, daß in ihm ein Gott
wohnt.
[1]
Wer hält es nicht für
wünschenswert, daß Gott in ihm ist?
[2]
Wunderbare Aussichten für alle Liebhaber, wenn aus dem
dem Zitat vorangestellten Satz nicht zu lesen wäre, daß der Geliebte
höher als der Liebhaber geehrt wird. Ein Widerspruch? Gar ein
Flüchtigkeitsfehler bei der Drucksetzung? Wohl kaum... Es ist demnach
sorgfältig zu untersuchen, wie dieser offensichtlich nur scheinbare
Widerspruch zustande kommt. Hierfür sind folgende Fragen zu klären:
Wer ist Liebhaber, Liebling, Geliebter oder Liebender. Verbirgt sich hinter den Liebenden die gemeinsame Benennung von Liebhaber und Liebling, oder ist es nur der Plural von Liebender?
Was sind die Voraussetzungen für die Ehrung durch die Götter? Was ist
das für ein Gott, der da in dem Liebhaber wohnt? Was bewirkt dieser Gott
in jenen, in denen er wohnt?
Die Begriffe Liebhaber und Liebender werden offenbar genauso synonym verwendet, wie die Begriffe Geliebter und Liebling. Im heutigem Sprachgebrauch bezieht sich der Begriff Liebhaber oft auf eine Beziehung sexueller Natur. Er wird aber auch gebraucht, wenn neben einer bestehenden Beziehung eine weitere Beziehung besteht, welche nicht notwendig rein sexueller Natur sein muß, allerdings den sexuellen Aspekt immer mit beinhaltet. Die Begriffe Liebhaber und Liebender betonen die Aktivität - aktiv jemanden lieb haben, jemanden lieben - während die Begriffe Liebling und Geliebter sich auf diejenigen beziehen, die geliebt werden. Der Liebhaber bzw. der Liebende ist demnach derjenige, von dem der ursprüngliche Anstoß für die Liebesbeziehung ausging.
Wie aus den von Phaidros in seiner Rede benannten - der Mythologie entnommenen - Beispielen hervorgeht, ist es die Selbstaufopferung die von den Göttern geehrt wird. Hierbei wird unterschieden, ob sich der Liebhaber für den Geliebten - oder der Geliebte für den Liebhaber opfert. So wird Alkestis, die - in der Rolle der Liebenden - für ihren Gatten in den Tod geht, von den Göttern damit belohnt, daß sie ihre Seele wieder aus der Unterwelt entlassen. [3] Den Achilleus aber, der bereit war, für seinen Liebhaber (Patroklos) zu sterben, wird größere Ehre zu teil, indem er von den Göttern auf die Insel der Seligen geschickt wird. Daß Achilleus auch der Liebhaber von - und nicht der Liebling des Patroklos gewesen sein könnte, wie von Aischylos behauptet wird, wird von Phaidros zurückgewiesen. [4] Daß der Gott im Liebhaber wohnt, ist demnach durchaus nicht etwas, was dem Liebenden einen Vorteil einräumt, sondern führt im Gegenteil dazu, daß seine Tat zwar hoch - und doch geringer geschätzt wird, als die entsprechende Tat des Geliebten.
Im Liebhaber ist der Gott. Es ist Eros, der nach Phaidros die Liebenden mit Mut
beseelt und somit zu großen und schönen Taten anregt.
[5]
Sofern
die Liebenden an dieser Stelle den Plural
von Liebhaber bezeichnet, wäre der zu behandelnde Widerspruch
aufgeklärt. Die Tat des Liebhabers gilt weniger, denn die Tat des
Lieblings, da der Liebende - durch göttlichen Mut beseelt - eine geringere
"Leistung" für sie erbringen muß.
Die Liebenden könnte aber auch die gemeinsame Bezeichnung für
Liebhaber und Geliebter sein. Dann wäre vorstehende Argumentation
hinfällig. In diesem Fall ließe sich schließen, daß der
Liebende - als der ursprünglich (aus Begierde) aktive - von Eros (im Sinn
von Begierde, Leidenschaft) beseelt ist. Es wäre dann der Gott der
Begierde, der in ihm ist. Seine Tat wäre daher geringer zu schätzen
als die Tat des Geliebten, die dann eher in wahren und schönen
Gefühlen ihren Ausgangspunkt hätte.
Der scheinbare Widerspruch wird von beiden Argumentationsketten aufgelöst. Gegen die zweite Variante spricht, daß Phaidros in seiner Rede durchgängig die Trennung von Liebhaber und Geliebten durchhält. Eine Gemeinsamkeit von Ihnen im Sinne von die Liebenden erscheint daher unwahrscheinlich - um so mehr, als diese Bezeichnung den Unterschied zwischen Geliebten einerseits und dem Liebenden andererseits aufheben würde. Beide würden, wie aus dem Begriff zu schließen ist, zu Liebenden. Für Phaidros scheint aber gerade dies undenkbar zu sein. Er bleibt bei seiner Definition des Eros bei Oberflächlichkeiten, während er gleichzeitig eventuelle verschiedene Aspekte des Eros streng auf Liebhaber einerseits und den Geliebten andererseits aufteilt. In letzter Konsequenz bleibt jedoch auch dies im Dunkeln. Seinen Beleg dafür, daß die Tat des Geliebten höher einzuschätzen ist als die des Liebhabers, macht nur bei einer solchen Trennung Sinn. Der Beleg mittels des Erzählens von Mythen ist schon an sich unbefriedigend und wird zudem dadurch in Frage gestellt, daß - aus anderer "Quelle" - auch die für die "Argumentation" wichtige Rolle des Achilleus, als Liebling des Patroklos, bezweifelt wird. Die Folgerungen des Phaidros lassen sich somit zwar, wenn man sich auf seine Sicht einläßt, nachvollziehen, sind jedoch, weil viele notwendige Fragen erst überhaupt nicht gestellt werden, keinesfalls zwingend.
Die Fragesteller mögen mir verzeihen, daß das Folgende zwar ernst gemeint ist, aber entsprechend meiner Einordnung der Aristophanes - Rede als Komödie, teilweise auch als solche erscheinen mag.
Die Frage scheint der Mühe nicht wert, diese Seiten mit Inhalt zu
füllen.
Aristophanes geht davon aus, daß es ursprünglich
drei Geschlechter auf Erden gab. Neben dem
weiblichen und dem
männlichen [6]
gab es noch das
mannweibliche Geschlecht.
Die Menschen waren dabei von symmetrischer Gestalt, mit zwei Gesichtern, vier
Armen, entsprechend mit vier Beinen und zweifachen Geschlechtsteilen. Je nach
Ausprägung dieser Geschlechtsteile war der Mensch somit
völlig
männlich, völlig weiblich oder eben
mannweiblich.
Dieser ursprüngliche Mensch war durch seine Gestalt voller
körperlicher Kraft und durch seine innere Harmonie voller innerer
Stärke, so daß er sich zutraute die Götter zu stürzen. Die
Götter konnten dies natürlich nicht zulassen und beschlossen - nach
langen Beratungen - dem Vorschlag Zeus zu folgen und die Menschen in zwei
Hälften zu teilen. Seiner Kraft und seiner inneren Harmonie beraubt konnte
der Mensch den Göttern fortan nicht mehr gefährlich werden. Sollte er
dies dennoch wieder tun, so würde er halt nochmals geteilt.
[7]
Die Liebe der Menschen entstand demnach dadurch, daß die Sehnsucht nach
der verloren gegangenen Hälfte gestillt werden mußte. Entsprechend
der ursprünglichen Geschlechter entstand somit die Liebe zwischen Frau und
Mann, Frau und Frau und die Liebe zwischen Männern, in der "Absicht", die
verlorene Einheit wieder herzustellen. Die Liebe stellt somit in der Konsequenz
die eigentliche Strafe der Götter dar. Der Mensch ist durch die Liebe so
voller Sehnsucht nach seiner zweiten Hälfte, daß er
[8]
keinen Gedanken mehr daran verschwenden kann, die
Götter zu stürzen. Im Groben wäre damit alles gesagt - oder doch
nicht? Wo bleibt da die Philosophie? Machen wir uns also auf die Suche...
Was
Aristophanes da von "sich" gibt, erklärt sowohl unsere Sehnsucht
nach Liebe, wie es auch die so oft verurteilte gleichgeschlechtliche Liebe
erklärt. Es wäre einfach, sich damit zufrieden zu geben. Die Frage
nach dem Sinn des Lebens ist beantwortet - laßt uns unsere zweite
Hälfte finden. Andererseits müßten wir uns dann auch auf die
Suche nach den Göttern machen, damit die - nach Aristophanes - durch
Eros mögliche Wiederverschmelzung auch stattfinden kann.
[9]
Die Götter waren immerhin "gnädig" mit uns, da sie - aus Eigennutz -
dem Menschen, nach anfänglich drohender "Ausrottung", immerhin - mittels
Versetzung seiner Geschlechtsteile - die Fortpflanzung ermöglichten und
somit verhinderten, daß ihre Diener ausstarben.
[10]
Dabei wird allerdings völlig unberücksichtigt gelassen, wie - und vor
allem aus welcher Veranlassung - die Menschen sich dann zuvor (als sie noch
einteilig waren) fortgepflanzt haben. Die Selbstbefruchtung war nicht
möglich, die Sehnsucht nach einem Partner nicht gegeben, da man sich
selbst Partner war. Des weiteren lassen sich auch aus einer drohenden zweiten
Teilung des Menschen keine "vernünftigen" Schlußfolgerungen mehr
ziehen, schließlich läßt sich
ein
Geschlechtsteil nicht
mehr teilen, ohne dadurch notwendigerweise die Menschheit zum nicht
beabsichtigtem Aussterben zu verurteilen.
Da
Aristophanes zu den starken Trinkern und somit zu den starken Rednern
zu zählen ist
[11]
wird hier deutlich,
daß dies allein noch kein Gütesiegel ist.
Aristophanes hält eine blumige, durchaus mitreißende Rede und in diesem Sinne
eine gute Rede, die uns - sofern wir uns darauf einlassen - unsere
Sehnsüchte erklärt und dazu noch Hoffnung gibt. Suche Deine zweite
Hälfte, ehre die Götter und alles wird gut...
Aus der Sicht der damaligen Zeit kann man noch weiter gehen und zu dem
Schluß kommen, daß sie den Status Quo verteidigt und als "logisch"
festschreibt. Männer, die sich zur gleichgeschlechtlichen Liebe hingezogen
fühlen, sind die besten und wahrhaft männlichen, was sich daran
zeigt, daß sie sich oftmals den Staatsgeschäften widmen,
während sie zur Ehe und Kindererzeugung Kraft ihrer ursprünglichen
Natur (ungeteilte Männlichkeit) keinerlei Veranlagung haben.
[12]
Dabei wird jedoch völlig
übergangen, daß wer sich im wesentlichen nicht um die Ehe und die
(Klein)Kinderziehung kümmert, naturgemäß mehr Zeit für
andere Dinge hat. Unabhängig davon, was Aristophanes womöglich selbst
für wahr hält, gibt er in seiner Rede mit "schöner" Sprache und
seinem komödiantischem Talent das wieder, was der Mehrzahl der Anwesenden
als zumindest angenehme Geschichte erscheinen muß.
Die Begründung der Liebeskonzeption des
Aristophanes steht und
fällt mit dem Glauben an die Götter. Die Redeweise ist aber dazu
geeignet, die dargestellte Liebeskonzeption als die wahrhaft richtige
anzunehmen, weil Mensch es einfach gerne so haben würde. Aristophanes
betont zwar mehrfach die Ernsthaftigkeit seiner Rede,
[13]
könnte sich jedoch bei einem möglichen
inhaltlichen Angriff zu jeder Zeit auf sein Dasein als Komödiant
zurückziehen.
[14]
Dies erkennend mag evtl. auch
Sokrates dazu bewogen haben, in seiner
Rede gar nicht weiter auf
Aristophanes einzugehen. Es wäre der
Mühe nicht wert gewesen. Da
Aristophanes mit seiner Rede etwas
glaubhaft machen kann, was in keinster Art und Weise einer
Überprüfung stand halten würde, wird er somit entweder als nicht
ernst zu nehmender Komödiant dargestellt oder aber, er entpuppt sich hier
als das, was er in seiner Komödie "Die Wolken" Sokrates zum
Vorwurf machte: als ein Sophist, der das glauben machen kann (und auch zu
glauben machen beabsichtigt), was den größtmöglichen Gewinn
(und sei es Applaus) verspricht.
Nach einer Zeit des Nachdenkens, mit anfänglich starker Verunsicherung und Zweifeln an meinen ersten Überlegungen (ich bekam gerade noch so eine 4) [15] , bestehen bei mir nach wie vor erhebliche Bedenken bezüglich der gängigen Auslegung des " Märchens des Aristophanes". Die Vorbehalte sollen nachfolgend diskutiert werden.
Die Rede des Aristophanes erfolgt in der Konsequenz des Aufbaus des Symposions - entgegen der durch die Sitzordnung vorgegebenen Reihenfolge - erst nach der Rede des Eryximachos. Ermöglicht wird dies dadurch, daß Aristophanes, als die Reihe an ihm ist, durch einen Schluckauf verhindert ist. [16] Es kann nicht die alleinige Absicht Platons gewesen sein, dadurch die Reihenfolge der Reden zu verändern, schließlich war es ja auch Platon selbst, der die Sitzordnung für "sein" Symposion festgelegt hat. Aristophanes wird damit zugleich hervorgehoben - seiner Rede ist somit besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Damit ist allerdings noch nicht festgelegt, daß mit ihr deshalb ein besonders bedeutsamer Inhalt (bezüglich des Eros) vermittelt werden soll. Ein Schluckauf hat, so unangenehm er für denjenigen sein mag, der von ihm betroffen ist, doch immer auch etwas unfreiwillig komisches an sich. Kann der Schluckauf des Aristophanes, den er ausgerechnet bei diesem so bedeutsamen Symposion erleidet, nicht auch einen Hinweis auf die unfreiwillige Komik der realen Person Aristophanes sein? Hätte Platon nicht auch einen neutraleren, ernsthafteren Anlaß erdenken können, um die Rede des Aristophanes im zeitlichem Ablauf des Symposions zu verschieben?
Die Rede gliedert sich nach Analyse des Verfassers in drei Abschnitte:
-Thesenaufstellung (189c-d)
-Begründung der These mittels eines Mythos (189d-193a)
-Folgerungen aus dem Mythos (193a-d)
Diese Einteilung dürfte hinsichtlich dessen, daß ab 193a ein neuer
Abschnitt angenommen wird, strittig sein, wird aber bei der Behandlung der
einzelnen Abschnitte begründet.
Der Eros ist "der menschenfreundlichste unter den Göttern, da er den
Menschen Beistand und Arzt ist in demjenigen, aus dessen Heilung die
größte Glückseligkeit für das menschliche Geschlecht
erwachsen würde."
[17]
Worin Eros Beistand und Arzt ist, erklärt
Aristophanes mittels des
Mythos von der Teilung des ursprünglichen Menschen.
Zur Kurzzusammenfassung dieses Mythos sei auf oben verwiesen. Diskutiert werden sollen die strittigen Punkte.
Den Menschen wurden nach der Teilung die Gesichter verdreht, so daß sie
ihre Zerschnittenheit immer vor Augen haben würden.
[18]
Da nach der Vorstellung im antiken Griechenland der Gesichtssinn eng mit der
Erkenntnismöglichkeit verbunden ist, wird nach gängiger Meinung
daraus geschlossen, daß ein Wiedererkennen der zugehörigen zweiten
Hälfte erschwert, wenn nicht unmöglich gemacht wird. Hierbei ist
allerdings zu fragen, ob es hierfür einer Begründung für die
Verdrehung der Gesichter bedurft hätte. Es wird jedoch ausdrücklich
eine Begründung gegeben. Die Gesichter wurden verdreht, damit die Teilung
des ursprünglichen Menschen, nicht in Vergessenheit gerät. Der
geteilte Mensch soll die Folgen seines ungerechten Handelns
[19]
, seiner mangelnden Ehrfurcht vor den Göttern
ständig vor Augen haben. Jeder antike Leser hätte die Verdrehung des
Gesichts - auch ohne Begründung - jederzeit entsprechend der gängigen
Meinung deuten können. Gibt die Begründung also nicht gerade einen
Hinweis darauf, daß dieser Sinn hier gerade nicht gemeint ist? Wenn die
Verdrehung des Gesichts die Erkenntnis gleichsam mit verdreht, wie sollen sich
die Menschen dann noch daran entsinnen, daß Grund der Teilung der
versuchte Göttersturz war? Wäre es zudem nicht sinniger gewesen nur
einer Hälfte das Gesicht zu verdrehen, weil erst dann das Wiedererkennen
gänzlich verhindert wäre - während, wenn die
Erkenntnisfähigkeit bei beiden Hälften verdreht wird, gerade dadurch
ein Wiedererkennen wieder ermöglicht werden könnte?
[20]
Es sei trotz der aufgestellten Fragen angemerkt, daß die These der
eingeschränkten Erkenntnisfähigkeit - durch Verdrehung der Gesichter
- im
Hephaistosmythos eine gewisse Bestätigung finden könnte.
Die Liebenden wissen nicht weshalb sie sich so zueinander hingezogen
fühlen.
[21]
Andererseits haben sie damit
aber gerade das vergessen, weshalb nach ausdrücklicher Begründung
ihre Gesichter verdreht wurden.
[22]
Sollten
die Götter einen weiteren Fehler
[23]
begangen haben, oder wird hier ein Widerspruch im erzählten Mythos
deutlich?
Die Geschlechtsteile des geteilten Menschen wurden nachträglich nach innen
versetzt. Die Menschheit sollte dadurch vor dem Aussterben bewahrt werden.
Vorher erzeugten sie in die Erde, wie die Zikaden.
[24]
Unklar war, wie und warum sich die Menschen vor der
Teilung fortpflanzten.
[25]
Sie erzeugten in
die Erde? Ist der Bezug von "vorher" wirklich die Zeit vor der Teilung
oder nicht nur die Zeit vor Versetzung der Geschlechtsteile? Warum wurden die
Geschlechtsteile nicht nur zur gegenseitigen Erquickung versetzt, sondern
gleichzeitig die Art der Erzeugung verändert? Kann nicht die Vermutung
vertreten werden, daß die Erzeugung in die Erde sich auf die Zeit nach
der Teilung bezieht, diese Erzeugung ohne Erfolg war
[26]
, und daß der Mythos die Frage nach dem, was vor der
Teilung war, tatsächlich offen läßt? Aus welchem Grund wird der
angreifbare Punkt der Fortpflanzung überhaupt thematisiert? Soll hier
wirklich ausgesagt werden, daß nicht nur die Liebe erst nach der Teilung
durch die Götter entstand, sondern auch die Sexualität, die den
geteilten Menschen nachträglich als ein lebenserhaltender Trost geschenkt
wurde?
Wenn der ursprüngliche Mensch die Sexualität aber nicht kannte und
nur aus natürlichem Trieb tatsächlich in die Erde erzeugte, wozu
sowohl Mann als auch Frau nötig waren (wozu sonst verschiedene
Geschlechter?) - wieso ist dann dieser natürliche Trieb zur Fortpflanzung
nach der Teilung abhanden gekommen, so daß die Männer, die sich zur
Knabenliebe hingezogen fühlen, durch Gesetz dazu genötigt werden
müssen?
[27]
Die gängige Meinung vertritt die Auffassung, daß die Teilung des
Menschen nach Deutung des Mythos nicht wieder überwunden werden kann.
Entscheidend für diesen Punkt dürfte auch sein, wie der Konjunktiv
beim Auftreten des
Hephaistos [28]
gedeutet wird. Tatsache ist, daß durch den Konjunktiv klargestellt wird,
daß ein Zusammenschmelzen bisher noch niemals stattgefunden hat. Der
Konjunktiv muß aber deshalb noch nicht bedeuten, daß dies
ausgeschlossen ist, sondern kann auch einfach nur so interpretiert werden,
daß eine Verschmelzung aus noch zu erläuternden Gründen bislang
nicht möglich war. Dabei sind auch die "Rollen" des
Eros und des
Hephaistos zu beachten.
Eros hat die Macht die geteilten
Hälften zusammenzuführen, er hat evtl. die Macht die
Zusammenschmelzung zu veranlassen, er hat aber nicht die Fähigkeit sie
auch durchzuführen. Hephaistos hingegen hat diese Fähigkeit, nicht
aber die Macht darüber zu entscheiden. Auch dies würde den Konjunktiv
erklären.
Die gängige Meinung hält eine Verschmelzung für unmöglich,
da einerseits im Konjunktiv gesprochen wird und zum anderen deshalb, weil die
angesprochene Verschmelzung als ein Zusammenfügen interpretiert wird. Wenn
man zwei Teile zusammenfügt, so hören sie tatsächlich nicht auf
jedes für sich nach wie vor ein Teil zu sein. Im Text ist jedoch von einem
Zusammenschmelzen die Rede, daß von
Hephaistos dem Gott der
Schmiede ermöglicht werden könnte. Dem Zusammenschmelzen ist es aber
eigentümlich, daß hierdurch ein homogener Stoffzusammenhalt
geschaffen wird, das neu geschaffene Teil somit tatsächlich als ein ganzes
aufzufassen ist. Des weiteren wird von der gängigen Meinung die Ansicht
vertreten, daß auch nach dem Zusammenschmelzen die Verdrehung der
Gesichter bestand haben würde. Dies läßt sich allerdings nicht
direkt aus dem Text belegen und ergibt sich nach Ansicht des Verfassers einzig
aus der konsequenten Interpretation des Textes auf Grundlage der gängigen
Meinung. Die Beibehaltung der verdrehten Gesichter ist somit von der
Richtigkeit der grundsätzlichen Auslegung abhängig und kann daher
nicht als Argument gegen andere Interpretationen dienen.
Entscheidend für die Auslegung dürfte die Einordnung der Rede ab
193a sein. Nach Ansicht des Verfassers wird der Mythos in 193a mit
"(...)und dies Verlangen eben und Trachten nach dem Ganzen heißt Liebe"
[29]
beendet. Im Anschluß daran zieht
Aristophanes seine (moralischen) Schlußfolgerungen aus dem erzählten
Mythos.
Es war die Ungerechtigkeit der Menschen, die sich gegen die Götter
auflehnten, die zur Teilung führte.
[30]
Sollte der Mensch wieder seine Ehrfurcht vor den Göttern verlieren, so
droht eine weitere Teilung, wie der Mythos erzählt.
[31]
Dieser Gedanke ist
Aristophanes eine Wiederholung
wert. Dies kann als ausdrückliche Warnung des
Aristophanes vor der
Abkehr von den Göttern verstanden werden. Es kann sehr gefährlich
sein sich von den Göttern abzuwenden, während in einer
ehrfurchtsvollen Zuwendung zu den Göttern das Heil gefunden werden kann.
[32]
Dies ergibt sich aus folgenden Überlegungen:
*Bisher finden nur wenige den ihnen eigentümlichen Liebling.
*Das Menschengeschlecht würde glücklich werden, wenn jeder seinen
eigentümlichen Liebling finden würde.
*Dafür ist aber die nötige Ehrfurcht des gesamten
Menschengeschlechts vor den Göttern notwendige Bedingung.
*Daher ist "derzeit" nach dem zu suchen, was unter den gegebenen
Umständen möglich ist. Dies ist, "(...)einen Liebling zu finden, der
jedem nach seinem Sinne geartet ist."
[33]
Dabei ist nach dieser Lesart unter "nach seinem Sinne", ein Liebling
gemeint, der die Ergänzung zum ursprünglichen Geschlecht darstellt
und seinem
eigentümlichen Liebling möglichst nahe kommt,
jedoch nicht notwendig der
eigentümliche Liebling ist. Eros
führt die Menschen bislang zum
Verwandten [34]
, das
Verwandte ist aber nicht das
Eigentümliche.
*Wenn der Mensch allerdings genügend Ehrfurcht vor den Göttern
bezeugt ihnen somit das im vollem Umfang gibt, was er ihnen vor der Teilung
vorenthalten hat, so hat Eros die Macht die ursprüngliche Natur
wiederherzustellen. Hierbei ist zu beachten, daß von einer
Wiederherstellung und nicht etwa von einer größtmöglichen
Annäherung gesprochen wird.
[35]
Sokrates geht in seiner Rede nicht weiter auf Aristophanes ein
[36]
- gleichwohl auf ihn Bezug genommen wird:
"Und so geht zwar eine Rede, sagt sie (Diotima A.d. Verf.), daß die ihre
Hälfte suchen, lieben. Meine Rede aber sagt, die Liebe gehe weder auf die
Hälfte, Freund, noch auf das Ganze, wenn es nicht ein Gutes ist."
[37]
Mit einem einzigen Satz wird die Liebeskonzeption des Aristophanes als
zumindest oberflächlich verworfen. Aus der weiteren Rede Sokrates geht
darüber hinaus hervor, daß für seine Konzeption ein "geteilter
Mensch" völlig ohne Bedeutung ist - es geht (einfach gesprochen) um
Unsterblichkeit mittels körperlicher und geistiger Zeugung.
[38]
Während Aristophanes also die Ehrfurcht vor den Göttern einfordert,
ist es Sokrates, der - wenn auch in einem anderen Sinn - den Göttern in
ihrer Unsterblichkeit gleichzukommen strebt.
Ist dies nicht im Sinne
Aristophanes Frevel an den Göttern?
Aristophanes bemerkt den Seitenhieb von
Sokrates sehr wohl, will
er doch nach Beendigung der "Sokrates - Rede" das Wort ergreifen.
[39]
Das Auftreten von
Alkibiades verhindert dies allerdings. Was hätte er also wichtiges erwidern
können?
Es wurden Fragen über Fragen gestellt und sicherlich nicht alle
beantwortet. Der Verfasser bedauert, daß er des griechischem nicht
mächtig ist und keine tieferen Einblicke in die griechische Mythologie
besitzt - dennoch steht zu vermuten, daß die gängige Meinung
grundsätzliche Angriffspunkte bietet und nicht unantastbar ist.
Eventuell bedarf es auch nur des ausstehenden Teils des Seminars, um die
gängige Interpretation der
Aristophanes Rede im Gesamtkontext zu
verstehen.
Der Verfasser vertritt allerdings nach wie vor die Auffassung, daß
Aristophanes hier die Rolle des im wissenschaftlichem Sinn nicht ernst
zunehmenden Komödianten zukommt. Konservatives, unwissenschaftliches,
gottesfürchtiges Denken versus wissenschaftliches Denken. Diese
Interpretation würde sich dann auch schlüssig damit vereinbaren
lassen, daß
Aristophanes mittels seiner Komödien einer der
Ankläger von
Sokrates war. Zur
tragischen Figur wird
der Komödiant erst dadurch, daß er nicht als jemand dargestellt
wird, der die Dinge verfälscht, sondern als jemand, der zwar gutartiger
Natur und mit herausragenden Fähigkeiten ausgestattet ist, sich aber
einfach auf dem "Holzweg" befindet.
Ausgangspunkt der zu erörternden Liebeskonzeption von
Diotima ist
das Zwiegespräch zwischen
Sokrates und
Agathon. Dort wurde
dargelegt, daß die Begierde nach etwas ausschließt, daß der
Begehrende das Objekt seiner Begierde schon besitzt. Und nur auf etwas, was man
noch nicht besitzt, kann sich auch die Liebe beziehen.
[40]
Bevor
Sokrates nun zum inhaltlichen Teil seiner Rede kommt, macht er den
taktisch geschickten Schachzug die Unwissenheit von
Agathon und mithin
aller übrigen Vorredner dadurch zu relativieren, daß er betont,
selbst einmal genauso unwissend gewesen zu sein und zu seinem jetzigen Wissen
nur durch
Diotima kam. Um Zweifel am Wahrheitsgehalt dessen
auszuräumen, was Sokrates im folgenden berichten möchte, wird
Diotima als sehr weise und von den Göttern geachtet dargestellt. Es
wird dabei der Eindruck erweckt, daß es sich bei
Diotima um eine
mythische Figur handelt. Obgleich dies für
Sokrates (Platon) selbst unbedeutend sein dürfte, wird für einen Traditionalisten die
Aussagekraft des gesagten hierdurch an Bedeutung gewinnen.
[41]
Die nach diesen Einführungsworten des
Sokrates folgende Darstellung
des Dialogs zwischen
Diotima und ihm selbst, ist im Grunde genommen
nichts anderes, als die Fortsetzung des Zwiegesprächs zwischen ihm und
Agathon, wobei nun
Sokrates die Rolle des
Agathon zukommt,
während
Diotima die eigentlich für
Sokrates typische
Rolle einnimmt. Schon hieraus läßt sich vermuten, daß es sich
bei
Diotima um einen rhetorischen Kunstgriff von
Sokrates (Platon) handelt. Der Inhalt des Dialogs läßt sich wie folgt
gliedern:
*Das "Zwischen-Sein"
*Die Liebe, das Gute und die Philosophie
*Die Unsterblichkeit als Ziel der Liebe
*Der Vorrang der geistigen Zeugung
Wer eine richtige Vorstellung von etwas hat, ohne diese jedoch begründen
zu können, kann nicht weise sein, da hierfür die Erkenntnis des
Vorgestellten notwendig ist - gleichfalls ist er aber auch kein
Unverständiger, da ja die Vorstellung wahr ist. Es gibt also etwas
zwischen diesen beiden Extremen. In Analogie hierzu gibt es zu sehr vielen
entgegengesetzten Begriffen ein "Zwischen-Sein". Obgleich - unter den
Voraussetzungen der Rede -
Eros weder gut noch schön sein kann, so
muß er deswegen aber auch nicht schlecht und häßlich sein.
[42]
Da
Eros nicht schön ist, kann er auch kein Gott sein, weil auch
nach Ansicht
Diotimas als sicher gelten kann, daß Götter
notwendig schön und glückselig sind.
[43]
Ihm kommt auch in dieser Hinsicht wieder ein
"Zwischen-Sein" zu. Er ist ein Dämon, dem die Funktion des
Götterboten, des Dolmetschers zwischen den Menschen und den Göttern
zukommt.
[44]
Geschickt wird sein Sein zwischen dem Menschlichen und dem Göttlichen auch
durch den Mythos seiner Geburt begründet.
[45]
Sowohl seine Zuordnung als Gehilfe der Aphrodite, als
auch weitere Prädikate, die ihm zukommen, werden mittels dieses Mythos
hergeleitet. So ist er nicht schön, sondern rauh und unansehnlich. Neben
anderen Eigenschaften ist er unbeschuht, tapfer, keck, "sein ganzes Leben lang
philosophierend, ein arger Zauberer, Giftmischer und Sophist
[46]
". Er ist weder arm noch reich und auch weder weise noch
unverständig.
[47]
Auffällig ist, daß dies alles Attribute sind, die
Sokrates selbst zukommen. Daß er tapfer ist, wird später durch
Alkibiades hinreichend geschildert
[48]
,
sein gewöhnliches Unbeschuht-Sein ist in 174a belegt. Die negativen
Attribute "arger Zauberer", "Giftmischer" und "Sophist" sind der Sprache seiner
Kritiker und Gegner entlehnt und könnten von einer gewissen Selbstironie
zeugen und auch dafür, daß
Sokrates durchaus verstehen kann,
daß man dies - bei einer einseitigen Betrachtung - in ihm sehen kann.
Streng genommen spricht natürlich
Diotima, es ließe sich also
auch vermuten, daß
Sokrates beispielsweise deshalb unbeschuht ist,
weil er es - nach seinem Gespräch mit
Diotima - dem Eros gleich tun
wollte. Allerdings neigt der Verfasser eher zu der Ansicht, daß dies ein
weiterer Hinweis darauf ist, daß es sich bei
Diotima um eine
fiktive Figur handelt - somit eigentlich
Sokrates spricht.
Auch
Sokrates scheut demnach ebenso wie
Agathon nicht davor
zurück, sich mit
Eros zu identifizieren. Im Gegensatz zu
Agathon, ist
Eros für
Sokrates jedoch nicht die
personifizierte Vollkommenheit, sondern
Eros strebt nach dieser noch
näher zu bestimmenden Vollkommenheit. Beiden (Sokrates und
Eros) kommt somit das "Zwischen-Sein" zwischen Unverstand und
Weisheit zu.
Unverstand und Weisheit sind unvereinbar mit dem Philosophieren. Denn die
Unverständigen spüren kein Bedürfnis nach der Weisheit, da sie
sich in ihrem Unverstand selbst genug sind; die Weisen hingegen bedürfen
naturgemäß nicht der Weisheit, da sie sie ja schon besitzen. Die
Philosophie aber ist die Liebe zur Weisheit und da die Liebe gemäß
der zentralen Vorbedingung
[49]
immer ein
Bedürfnis, d.h. das Begehren dessen, worauf sie sich bezieht, voraussetzt,
werden nur diejenigen philosophieren, denen das "Zwischen-Sein" zukommt.
[50]
Dies begründet zunächst
nur die Fähigkeit zur Philosophie. An gleicher Stelle wird aber auch
dargelegt, daß
Eros auch notwendig philosophiert:
"Denn die Weisheit gehört zu dem Schönsten und Eros ist Liebe zu dem
Schönen, so daß Eros notwendig weisheitsliebend ist und also als
philosophisch zwischen den Weisen und Unverständigen mitteninne steht."
[51]
Die Liebe richtet sich auf das Schöne und somit auf das Gute.
[52]
Wem das Gute zuteil wird, der wird
glückselig. Die Liebe strebt demnach nach Glückseligkeit.
[53]
Dieses Streben ist allen Menschen gemein,
demnach lieben auch alle Menschen. Im allgemeinen wird dies jedoch nicht
erkannt, da - analog zum Begriff Dichtung - auch der Begriff Liebe nur für
einen Teil dessen verwendet wird, für den er eigentlich steht.
[54]
Der Ansatz des
Aristophanes, der unter Liebe die Sehnsucht nach der
verlorenen ursprünglichen Einheit sieht, betrachtet daher allenfalls einen
Teilaspekt der Liebe. Nach
Sokrates (Diotima), der hierauf anspielt
[55]
,
kann jedoch überhaupt nicht von
Liebe gesprochen werden, wenn nicht auf das Gute gezielt wird. Da im Ansatz des
Aristophanes das Gute überhaupt keine Rolle spielt
[56]
, ist zusätzlich in Frage zu stellen, ob es sich bei
der Sehnsucht nach der verlorenen Hälfte überhaupt um Liebe handeln
kann? Dies wäre nämlich nur dann möglich, wenn die verlorene
Hälfte zufällig gut wäre
[57]
.
Die Liebeskonzeption des
Aristophanes wird nach Ansicht des Verfassers
an dieser Stelle durch
Sokrates (Diotima) klar zurückgewiesen.
Die Liebe strebt nicht nur nach dem Guten, sondern auch danach, das Gute und
somit die Glückseligkeit dauerhaft zu besitzen.
[58]
Die menschliche Natur drängt den Menschen zur Zeugung - erzeugen kann sie
aber nur im Schönen. Auch so erklärt sich das Streben nach dem
Schönen. Nicht jedoch das Schöne ist das Ziel der Liebe, vielmehr ist
das Schöne nur notwendig um zeugen zu können. Ebenso wie der Begriff
Liebe mehr bedeutet, als die Liebe zwischen Menschen, so ist auch der Begriff
Zeugung nicht auf die körperliche Zeugung von Nachkommenschaft
beschränkt. Es gibt auch die Zeugung, die aus der Seele erwächst -
geistige Zeugung. Die Zeugung wiederum ist ebenfalls nicht das Ziel der Liebe,
sondern sie ist der einzige Weg, der es dem sterblichen Mensch ermöglicht,
daß sein Streben nach dauerhafter Glückseligkeit von Erfolg
gekrönt sein kann. Eine Dauerhaftigkeit des Schönen, des Guten, des
Glückseligen ist nur in der Unsterblichkeit möglich.
[59]
Die Besonderheit des Menschen besteht nicht darin, daß er der Liebe
fähig ist, denn sofern die Liebe nach Unsterblichkeit strebt, so ist die
Liebe auch im Tierreich verbreitet. Während die Tierwelt jedoch nur die
körperliche Zeugung kennt, so kennt der Mensch auch die geistige Zeugung.
Die geistige Zeugung ist es, was den Menschen wesentlich vom Tier
unterscheidet.
[60]
Schon hieraus ließe
sich eine gewisse Vorrangstellung der geistigen Zeugung (da sie dem
eigentümlichen Wesen des Menschen entspricht) vor der körperlichen
Zeugung ableiten, doch geschieht dies auf andere Weise.
So ist - entgegen der Ansicht
Phaidros [61]
- weder Alkestis für den Admetos gestorben, noch ist
Achilleus dem Patrokles nachgestorben, nur um der Liebe zu ihrem Partner
[62]
willen. Die Tugendhaftigkeit ihrer Tat
ermöglichte es ihnen - paradoxerweise - im Tod das zu finden, wonach die
Liebe strebt - die Unsterblichkeit.
[63]
Die
Unsterblichkeit rührt daher, daß sie aufgrund ihrer Tugendhaftigkeit
in der Erinnerung der Menschen fortleben.
[64]
Die Tugend ist ein Kind der geistigen Zeugung. Ihre Ausprägungen sind das
Streben nach Weisheit - und als größte und schönste Weisheit
ist die Besonnenheit und die Gerechtigkeit anzusehen. Den Erzeugern solcher
geistiger Kinder werden Heiligtümer geweiht, sie leben in der Erinnerung
der Menschen fort, wenn die Erzeuger der menschlichen Kinder schon längst
vergessen sind.
[65]
Die geistige Zeugung kommt der göttlichen näher - als die
körperliche Zeugung. Die Götter unterliegen in ihrer Unsterblichkeit
nicht der Veränderung mit der Zeit, während der Mensch
grundsätzlich der Zeit ausgesetzt ist. Ein Mensch verändert sich in
jedem Augenblick
[66]
, wie es auch
unmöglich ist, zweimal in den selben Fluß zu blicken. Er lebt
dadurch weiter, daß er das Alternde durch etwas Neues ersetzt.
Während der neugeborene Mensch - das Kind der körperlichen Zeugung -
selbst bei bester Veranlagung doch immer wieder aufs neue veränderlich und
sterblich ist, so können die Kinder der geistigen Zeugung einen
beständigeren Grad an Vollkommenheit erreichen. Der Weg - der
göttlichen Unsterblichkeit nahe zu kommen - kann demnach nur mittels der
geistigen Zeugung gegangen werden.
Es steht zu vermuten, daß die Aussagen der
Diotima eigentlich
Sokrates (bzw.
Platon) zuzuschreiben sind. Die Erfindung der
Diotima gibt
Sokrates einerseits die Möglichkeit, sich
selbst etwas zurückzunehmen und das Gesagte somit annehmbarer zu machen -
und zum anderen ist es ihm so möglich, seine bevorzugte Dialogtechnik
aufrechtzuerhalten, obgleich er doch eigentlich eine Rede halten sollte. Das
mit Agathon begonnene Zwiegespräch wird konsequent fortgeführt.
Eine Besonderheit liegt im Götterbild des
Sokrates, obgleich er
dabei in gewisser Weise zu sich selbst in Widerspruch gerät. Dem
unveränderlichen Sein der Götter - als Charakteristikum der
göttlichen Unsterblichkeit - steht entgegen, daß auch Götter
Kinder zeugen. Das Zeugen von Kindern (sowohl von körperlichen, als auch
von geistigen) wird aber ausdrücklich aus dem Streben nach Unsterblichkeit
begründet. Hier treffen zwei verschiedene Götterbilder aufeinander.
Der Geburtsmythos des
Eros ist dabei nicht als Schilderung einer
Realität anzusehen, sondern als ein Aufzeigen dessen, daß ein Mythos
vieles "erklären" kann. Ganz in dem Sinn: "Seht her, so wie ihr über
einen Mythos den
Eros wahlweise zum jüngsten oder auch zum
ältesten Gott machen könnt, kann ich mittels eines Mythos den
Eros gar seiner Göttlichkeit berauben." Da die Götter nach
Sokrates notwendig auf Dauer glückselig und damit vollkommen sind, wird
unterschwellig der gesamte antike Götterhimmel in Frage gestellt.
[67]
Ein personifizierter Gott ist bei dem
Konstrukt überhaupt nicht notwendig. Aus der Überzeugung, daß
die geistigen Kinder der göttlichen Unsterblichkeit näher kommen als
die körperlichen Kinder, ist konsequenterweise abzuleiten, daß
"Götter" eher geistiger, denn körperlicher Natur sind.
Auf die Spitze getrieben sind die personifizierten Götter dann eine
Erfindung des Menschen, welche die Sehnsucht nach Unsterblichkeit
widerspiegelt.
Wenn der Mensch vollkommene geistige Kinder erzieht, dann kann er der geistigen
Göttlichkeit in Teilbereichen nahekommen.
Sechs Reden über den Eros werden dem Leser des Symposions vorgestellt. Als Erzähler läßt Platon Apollodoros auftreten, der selbst nicht am Symposion teilgenommen hat. Apollodoros hat die Vorgänge des Symposions von einem gewissen [68] Aristodemos erfahren und gibt sie gemäß seines Wortlautes wieder. Seine (Aristodemos) eigene Rede hat er dabei als genauso unbedeutend ausgelassen, wie die Reden anderer beim Symposion Anwesenden. Der seltsame Auftritt des Alkibiades wird hingegen berücksichtigt, obgleich er als siebter Redner doch eigentlich gar keine Lobrede über Eros hält. Mit teils eitlem, teils eifersüchtigem Unterton hält er eine Lobrede auf Sokrates. Gibt es da aber nicht vielleicht doch einen Zusammenhang? Die einzelnen Reden sollen daher im folgendem unter dem Aspekt der Bedeutung des Eros in bezug auf das tugendhafte Leben beleuchtet werden, wobei die Reden von Agathon und Eryximachos außenvor bleiben. In einer Zusammenschau wird dann zu klären sein, ob hinsichtlich des betrachteten Aspektes ein Zusammenhang zwischen diesen Reden besteht und wie die Rede des Alkibiades dann einzuordnen ist.
Für
Phaidros ist
Eros der älteste Gott und damit
ehrenvoll.
[69]
Ähnlich dieser
"Begründung" werden auch alle andere Aussagen über das, wer Eros ist
- und was er bewirkt, nur mittels Mythen begründet. Obgleich seine
ausschließlich mythologische Argumentation unbefriedigend ist, sind
jedoch seine Aussagen über das, was Eros bewirkt durchaus beachtenswert.
Die Tugend steht dabei im Mittelpunkt. Eros bewirkt, die Scham des Liebhabers
und auch des Lieblings vor dem Schändlichen und fördert das Bestreben
nach dem Schönen, nach der Tapferkeit und ist daher allgemein der
größte Gehilfe für diejenigen, welche schön und (ge)recht
leben wollen.
[70]
Es finden sich somit zumindest zwei der klassischen antiken Kardinaltugenden:
Tapferkeit und Gerechtigkeit. Die Qualität dieser Tugenden ist
letztendlich allerdings fraglich, da der Drang nach einem rechten Leben und zur
Tapferkeit nicht aus tatsächlicher Einsicht entsteht, sondern nur aus
Scham vor dem Geliebten bzw. vor dem Liebhaber.
[71]
Die Wirkung des
Eros ist somit auch auf
Zweierbeziehungen beschränkt und wird nur mittels des Konstruktes einer
Armee, die nur aus Liebhabern und Liebenden besteht, auf Gruppen
übertragen.
[72]
Phaidros bemerkt
diese qualitative Einschränkungen allerdings nicht - für ihn ist Eros
ausnahmslos positiv und die Liebe an sich ist der Tugend nahestehend.
[73]
Pausanias sieht dies anders.
Pausanias geht dadurch einen Schritt weiter, daß er einen zweiten
Eros einführt. Er unterscheidet zwischen dem "himmlischen" und dem
"gemeinen" Eros. Jede Handlung ist für Pausanias zunächst
hinsichtlich einer sittlichen Bewertung völlig wertfrei. Erst die Art der
Verrichtung der Handlung begründet einen sittlichen Wert. Demnach ist die
Liebe nicht ausreichend, um zu einem rechten Leben anzuleiten, sondern nur die
schöne - und damit rechte - Liebe, in Gestalt des "himmlischen"
Eros.
[74]
Eine gewisse Tugend - und damit eine gewisse Einsicht
ist demnach Vorbedingung für die schöne Liebe. Während
Phaidros zwischen dem Wert einer tugendhaften Aufopferung des Liebhabers
für den Liebling - und der des Lieblings für den Liebhaber -
unterscheidet,
[75]
differenziert Pausanias
zwischen der körperlichen und der seelischen Ebene der Liebe, indem er den
Wert der seelischen Schönheit über den der körperlichen
Schönheit setzt.
[76]
Beiden
Differenzierungen dürfte das gleiche Motiv zu Grunde liegen - der Liebling
Phaidros handelt - in seiner Aufopferung für den Liebhaber - ebenso
vernünftiger und damit tugendhafter
[77]
,
wie derjenige, der bei
Pausanias, den schöneren Geist dem
schönerem Körper vorzieht. Die Qualität der Unterscheidung bei
Pausanias ist höher zu bewerten.
Die Liebe führt nicht - wie bei
Phaidros - quasi automatisch zur
Tugend, sondern es bedarf eines willentlichen Entschlusses. Dem Liebhaber kommt
hierbei die Rolle eines Lehrers zu, der entschlossen ist, dem Liebling auf dem
Weg zu Tugend und Weisheit behilflich zu sein. Der Liebling gibt sich deshalb
dem Liebhaber hin, weil er von diesem diese Hilfe erwartet. Nur wer auf diese
Weise liebt, liebt schön.
[78]
Pausanias führt neben dem allgemeinen Tugendbegriff ausdrücklich die
Kardinaltugend Weisheit auf, die er mit dem Begriff Philosophie
verknüpft.
[79]
Das Handeln, der auf
schöne Art liebenden, setzt einerseits das
Streben
nach dieser
Tugend voraus und andererseits (bis zu einem gewissen Grad) das
Vorhandensein
der Generaltugenden Besonnenheit und Gerechtigkeit. Die
Besonnenheit ist für den Entschluß zu dieser Bindung notwendig,
während die Gerechtigkeit für die Einhaltung des "Vertrages" zwischen
Liebhaber und Geliebten notwendig ist.
Die Rede
Pausanias` greift die, im Gegensatz hierzu recht naiven
Gedankengänge von
Phaidros auf und gelangt zu einer tieferen
Einsicht in die Liebe. Aristophanes, der im Anschluß an - den hier
ausgelassenen -
Eryximachos spricht, läßt sich hingegen nicht
als eine Fortführung des bis dahin gesagten betrachten.
[80]
Aristophanes erzählt den Mythos der Entstehung des heutigen Menschen, der aus der Teilung aus einem "Kugelwesen" hervorging. Aus den zunächst drei Geschlechtern dieses Kugelwesens, dem männlichen, dem weiblichen und dem mannweiblichen, entstanden die zwei Geschlechter des jetzigen Menschen. Seit dieser Teilung (eine Strafe der Götter gegen den sich gegen sie erhebenden Menschen) suchen die Menschen in der Liebe (ohne dies zu wissen) nach ihrer ursprünglichen zweiten Hälfte. [81] Etwas tugendhaftes ist an dieser Liebe nicht zu finden. Eros steht hier lediglich als ein Hoffnungsschimmer, der es - bei genügender Ehrfurchtsbezeigung gegenüber den Göttern - zumindest ermöglichen könnte, die verlorene Hälfte wiederzufinden. [82] Eros führt nach Aristophanes nicht zur Tugend, sondern er IST überhaupt nur, auf Grund der Verletzung der Kardinaltugend Gerechtigkeit. [83] Sofern es gerecht ist, den Göttern Ehrfurcht zu bezeugen, ist nach Aristophanes die Tugend unabdingbare Voraussetzung für die menschliche Glückseligkeit, die in einer Wiederverschmelzung mit der ursprünglichen zweiten Hälfte liegen würde. [84] Der Verknüpfungspunkt zur Rede Sokrates, dessen Rede der - hier ausgelassenen - Agathon-Rede [85] folgt, ist immerhin durch das Streben nach Glückseligkeit gegeben.
Nach
Diotima, ist die größte Liebe das Begehren des Guten und
der Glückseligkeit.
[86]
Es gibt sogar
keine Liebe, die nicht auf das Gute gehen würde.
[87]
Die Tugend geht hierbei weder der Liebe voraus, noch
führt die Liebe zur Tugend, vielmehr ist die dauerhafte Erfüllung der
Liebe, d.h. der dauerhafte Besitz des Guten, nur mittels der Tugend erreichbar.
Dauerhaftigkeit ist allein durch Unsterblichkeit - diese wiederum nur durch
Zeugung im Schönen - möglich.
[88]
Mittels anschaulicher Beispiele wird verdeutlicht, daß alleine die
geistige Zeugung der göttlichen Unsterblichkeit nahe kommen kann.
[89]
Die wertvollsten Kinder der geistigen
Zeugung sind aber die Weisheit und jede andere Tugend, insbesondere die
Besonnenheit und die Gerechtigkeit, womit drei der vier Kardinaltugenden
ausdrücklich benannt werden.
[90]
Etwas
problematisch bleibt hierbei, daß die auf Unsterblichkeit zielende
Zeugung auf das Schöne angewiesen ist, in dem allein es zeugen kann.
[91]
Da die Differenzierung zwischen dem Guten
und dem Schönen unklar bleibt,
[92]
das
Schöne und das Gute mithin verwandt, wenn nicht gar identisch sind, wird
etwas vorausgesetzt, was es zu erreichen gilt. Somit wird eine
ursprüngliche Schönheit, mithin eine ursprüngliche
Tugendhaftigkeit - zumindest in einzelnen Menschen - vorausgesetzt.
Die Wirkung des Eros ist bei Diotima nicht mehr auf Zweierbeziehungen
beschränkt, sondern zielt spätestens bei der Zeugung von geistigen
Kindern auf Gruppen, in letzter Konsequenz auf das Staatswesen und diesen
Gedanken auf alle Staaten übertragend, auf die gesamte Menschheit. Dies
wird durch den Stufenweg der Erkenntnis des Schönen beschrieben, der vom
Einzelfall (der Zweierbeziehung) ausgehend zum Allgemeinen fortschreitet.
[93]
Alkibiades, der - im Anschluß der Rede
Sokrates` - in das
Geschehen hereinplatzt, spricht hingegen wieder von einer Zweierbeziehung - von
seiner Beziehung zu Sokrates.
Obgleich
Alkibiades den Inhalt der zuvor gehaltenen Reden nicht kennt,
greift er doch das ihm bekannt gemachte Thema
[94]
der Vorreden wieder auf. Er hält allerdings keine
Rede über den Eros, sondern eine Rede über sein praktisches
Liebesverhältnis zu Sokrates. Die Rede gestaltet sich unter dem Eindruck
der zuvor gehaltenen Reden zu einer Lobrede auf
Sokrates. Hätte er
die Rede Sokrates` gehört, so würde er wohl andere Worte wählen
oder einfach nur in Reflexion versinken, weil ihm ein Licht aufgehen
würde. Die durch
Diotima beschriebene Theorie der Liebe, wird durch
Alkibiades als die real gelebte "Philosophie" des
Sokrates beschrieben.
Sokrates ist dabei dem durch
Diotima geschilderten
idealen
Eros nahezukommen.
Er hat die Ebene der gewöhnlichen Zweierbeziehungen weit hinter sich
gelassen und besitzt alle Tugenden, die zur Zeugung unsterblicher geistiger
Kinder notwendig sind. Er ist tapfer
[95]
,
weise und besonnen
[96]
, seine Gerechtigkeit
wird dem Leser hingegen erst dadurch vor Augen geführt, daß er die
eindeutigen Angebote von Alkibiades
[97]
ablehnt (Erläuterung hierzu in der folgenden Zusammenschau).
In allen betrachteten Reden gibt es einen Zusammenhang zwischen dem
Eros und dem tugendhaften Leben. Während bei
Phaidros das
tugendhafte Leben eine Folge des
Eros ist, wird bereits durch
Pausanias klargestellt, daß die Tugend eher als ein Ziel der Liebe
anzusehen ist. Die Beziehung hat bei
Pausanias Vertragscharakter - ein
Vertrag, der auf einem willentlichen Beschluß beruht - Weisheit und
Tugend zu erlangen (der Liebling) bzw. auf dem Weg zu Weisheit und Tugend
behilflich zu sein (der Liebhaber). Es gilt, "schön zu lieben", ohne
daß
Pausanias allerdings schon klar geworden wäre, warum.
Die Rede
Aristophanes fällt dagegen aus dem Rahmen, da sie Eros
nicht mit Tugend, sondern mit einem Mangel an Tugend in Verbindung bringt.
Allenfalls kann man einen neuen Aspekt (im Sinn einer Fortführung des
durch
Phaidros und
Pausanias aufgeworfenen Gedankenganges) darin
erkennen, daß er auf ein dauerhaftes, unsterbliches Ziel der Liebe - der
dauerhaften Zusammenschmelzung mit der verlorenen zweiten Hälfte (bis
über den Tod hinaus) - abstellt.
[98]
In der
Sokrates-Diotima-Rede wird dieser Gedankengang aufgegriffen und -
mittels des Gedankens der Dauerhaftigkeit - auch die Vorstellungen von
Pausanias weiterentwickelt. Es gilt deshalb "schön zu lieben", da
nur hierdurch das "Gute" dauerhaft erreicht werden kann. Die Tugend ist nicht
mehr unmittelbares Ziel der Liebe, sondern notwendig um in einem letzten
Stadium der Liebe das "Gute" selbst schauen zu können. Hierbei ist nicht
nur die - bereits von
Pausanias herausgestellte - Höherbewertung
der geistigen- vor der körperlichen Schönheit zu beachten, sondern
das Modell einer Zweierbeziehung ist generell zu überwinden.
Von
Alkibiades wird bestätigt, daß
Sokrates getreu
seines (Diotimas) Modells tugendhaft lebt.
Sokrates kann daher nicht auf
sein Angebot eingehen. Nicht notwendig deshalb, weil er die Zweierbeziehung
überwunden hat, sondern da
Alkibiades - auch im Sinne
Pausanias - nicht die Bedingung hierfür erfüllt. Er will um
seiner Eitelkeit Willen zu Weisheit gelangen und nicht um ihrer selbst
Willen.
[99]
Unter gängiger Be(Ver)urteilung der Sophisten müßte das
nachfolgende
in seinem Umfang und in seiner Güte dem angepaßt sein, was mir - als
dem Referenten - an Vorteilen betreff der späteren Seminarnote von
vorne herein
zugesagt wird.
Da Ihr Euch aber auch weiterhin noch mit Platon beschäftigen werdet, will
ich Euch nicht vorgreifen. Die Kritik an den und Verurteilung der Sophisten
durch Platon werdet ihr demnach noch früh genug kennenlernen. Als jemand,
der sein - wie ich nun zugeben muß bis dahin stark einseitiges -
Sophistenbild bisher einzig aus der übermächtigen Quelle Platon
bezog, möchte ich den Schwerpunkt meiner Rede daher auf die positiven
Aspekte der Sophisten legen und in diesem Sinne wäre es unpassend wenn
auch nicht unüblich mein Honorar schon vorher zu vereinbaren.
Das Wirken der Sophisten ist ohne einen kurzen Rückblick auf den
geschichtlichen Hintergrund kaum richtig einzuordnen.
Wir befinden uns zu Beginn des 5. Jahrhunderts v. Chr.. Das Antike Griechenland
wird geprägt durch die Perserkriege (500 - 479 v. Chr.). Permanente
Kriegszustände gehen im Allgemeinen mit einer straff organisierten
Regierungsform überein. In Kriegszeiten gibt es wenig Platz für
Demokratie. Entsprechend ist Griechenland bzw. Athen geprägt von einer
Aristokratie. Nach der siegreichen Beendigung der Perserkriege ist Platz
für Reformen - das Volk gewinnt deutlich an Einfluß. Das sogenannte
Zeitalter der griechischen Aufklärung beginnt.
Aufklärung bedeutet das Hinterfragen von ererbten Anschauungen,
Bräuchen und Traditionen. Es bedeutet das finden von eigenen Werten. Die
eigene Vernunft wird dem bisherigen mythologischen Weltbild entgegengesetzt und
macht auch vor einer Überprüfung des religiösen
Verständnisses nicht halt.
Wenn das Volk die Macht ausübt, so ist es notwendig, dem Volk auch die
Mittel an die Hand zu geben, die hierfür nötig sind. Dies ist der
Zeitpunkt des Auftretens der Sophisten.
Unter einem Sophisten verstand man zunächst einfach nur einen weisen Mann,
d.h. jemand, der sich auf theoretischem oder praktischem Gebiet durch Wissen
hervortut. Heute findet man in Lexika unter dem Eintrag Sophist auch
Bezeichnungen wie "Scheingelehrter" und "Wortklauber" - doch dazu
später.
Da in einer Demokratie der Erfolg des einzelnen Bürgers auch von seinem
Auftreten, d.h. auch seiner Fähigkeit zu Reden abhängig ist, traten
die Sophisten als bezahlte Lehrer dessen auf, was für die politische
Tätigkeit von Belang war. Modern gesprochen entdeckten und nutzten sie
eine Marktlücke. Dabei machten sie keinen Unterschied hinsichtlich dessen,
wem sie ihre Dienste anboten. Negativ gesprochen konnte demnach auch jemand mit
schlechten Veranlagungen in den Vorteil des vermittelten Wissens gelangen.
Positiv gesprochen konnte einfach jeder (sofern er das Honorar aufbringen
konnte) dieses Wissen erwerben. Die Sophisten können somit durchaus als
Erfinder der Volksbildung oder gar als Erfinder der Erziehungswissenschaft
bezeichnet werden.
Negativ gesprochen kann man mit den von Ihnen vermittelten rhetorischen
Fähigkeiten die schwächere Sache zur stärkeren machen - auch
dazu später mehr - positiv gesprochen kann man mit eben diesen
Fähigkeiten aber auch erkennen, wenn jemand dies tut.
Sophisten hatten ein grundsätzlich anderes Erkenntnisinteresse als reine
Philosophen. Während letztere die Wahrheit suchen und die Wirklichkeit
ergründen wollen, geht es den Sophisten vordergründig um das Meistern
des Lebens. Es geht nicht um die Erkenntnis der Natur, sondern der
gesellschaftliche Mensch steht im Mittelpunkt. Entsprechend des Gegenstandes
ihrer Betrachtungen (der Mensch) und des Ziels ihrer Untersuchungen (das
Meistern des Lebens) ist die Untersuchungsmethode der Sophisten eher empirisch
als deduktiv.
Sophisten waren zumeist Reisende und kamen von verschiedenen griechischen
Städten - sowohl vom Festland, als auch von den Inseln. Hauptsächlich
wurden sie jedoch vom Athen des
Perikles angezogen.
Es ist in der Forschung umstritten wer alles unter die Bezeichnung Sophist
einzuordnen ist. Dies hängt auch damit zusammen, daß außer der
schon erwähnten Definition, daß Sophisten umherziehende Lehrer sind,
die ihr Wissen gegen Bezahlung anboten weitere Definitionen bestehen.
Angeführt werden sollen hier nur zwei die zum Ausdruck bringen wie
gegensätzlich das Sophistenbild sein kann:
-
These I:
Den Sophisten war einzig der Sieg in der Debatte und die
Technik, die zu ihm führte, wichtig. Der Name für diese Technik ist
"Eristik". Die Besonderheit der Eristik besteht darin, daß die
Wahrheit im Verlauf oder im Ergebnis der Debatte völlig außen vor
bleibt.
-
These II:
Die Sophisten waren die Aufklärer oder
Enzyklopädisten Griechenlands, da sie den endgültigen Sieg einer
Revolution der Vernunft gegen Religion und Aberglauben repräsentieren -
vergleichbar mit der Aufklärung des 18. Jahrhunderts.
Die erste Definition ist ausschließlich negativ, während die zweite
kritiklos positiv ist. Während der zweite Aspekt zumindest im
öffentlichen Bewußtsein nahezu vergessen ging, ist die erste
Definition diejenige, die sich mit den in Lexika zu findenden Begriffen
"Wortklauber" und "Scheingelehrter" deckt.
Die weitreichende Verbreitung dieses ersten Sophistenbildes ist auch auf Platon
zurückzuführen, der sich alle Mühe gibt die Sophisten so
darzustellen. Erschwerend kommt hinzu, daß nur sehr wenige originale
Schriften der Sophisten überliefert sind.
Neben weiteren Sophisten sind als unstrittige Hauptvertreter v.a.
"Protagoras" und "Gorgias" zu nennen.
Protagoras geboren in
Abdera um das Jahr 486 v.Chr. gilt als der
Bedeutendste unter den Sophisten. Als sicher gilt, daß er mehr als 40
Jahre als Lehrer tätig war. Gegen Ende seines Lebens (um das Jahr 420)
soll ihm der Prozeß gemacht worden sein. Anders als Sokrates entzieht er
sich jedoch dem Todesurteil durch Flucht, wobei er allerdings auf dieser Flucht
durch Schiffbruch zu Tode kommt.
Allein an Protagoras läßt sich die Bandbreite der zwei gegebenen
Definitionen eines Sophisten festmachen.
Eine seiner Schriften fing mit folgenden Worten angefangen haben:
"Der Mensch ist das Maß aller Dinge, der seienden, daß sie sind,
der nicht seienden, daß sie nicht sind."
- der sogenannte "Homo-Mensura Satz. Ihm wird auch die Aussage
zugesprochen, daß alles Wahr sei. Dies eröffnet natürlich
Wortverdrehereien alle Möglichkeiten und führt in der Konsequenz zur
These II. Daß man dies auch anders deuten kann dazu gleich.
Ein anderes Buch von Protagoras soll aber auch mit den Worten begonnen haben:
"Von den Göttern weiß ich nicht, weder daß sie sind noch
daß sie nicht sind; denn vieles hemmt uns in dieser Erkenntnis, sowohl
die Dunkelheit der Sache, wie die Kürze des menschlichen Lebens."
Hier tritt klar der aufklärerische Aspekt in den Vordergrund und
These II findet ihre Berechtigung. Diese Äußerung soll auch Grund
des genannten Prozesses gegen Protagoras gewesen sein. Alle seine Bücher
wurden daraufhin eingezogen und auf den Markt von Athen verbrannt, weshalb in
letzter Konsequenz über den Sophisten Protagoras eh nur Mutmaßungen
angestellt werden können.
Sind die beiden Aussagen des
Protagoras nun tatsächlich nur jeweils
für sich zu betrachten und entsprechend hinsichtlich einer
zwiespältigen Persönlichkeit zu deuten, oder gibt es einen
gemeinsamen Nenner?
Dazu der "
Homo-Mensura-Satz".
Die größte Problematik des "Homo-Mensura-Satzes" besteht
darin, daß zwar dieser Satz von Protagoras überliefert ist, aber
keine eigene Interpretation durch Protagoras vorliegt.
Er wurde über die Zeit hinweg immer wieder interpretiert und alleine
daraus ist zu ersehen, daß er eben nicht einfach nur eine banale
Äußerung ist, sondern ein Grundproblem der Philosophie provokant zum
Ausdruck bringt:
Gibt es Wahrheit?
Entsprechend der Positionen der jeweiligen Interpreten wurde die Aussage
des
Protagoras unterschiedlich gedeutet.
-Die subjektivistische Interpretation (z.B. durch den Skeptiker Sextus
Empiricus) geht dahin zu behaupten, daß jede Erscheinung wahr ist.
-Die relativistische Interpretation sieht in diesem Satz eher die Aussage,
daß jede Erscheinung für das entsprechende Subjekt wahr ist.
Es kann demnach noch nicht einmal behauptet werden, daß Protagoras die
Ansicht vertreten hätte, alles sei wahr. Ebenso gut mag er einfach nur die
Frage neu aufgeworfen haben. Ebenso, wie er den althergebrachten
Götterglaube in Frage stellte, stellt er ebenso konsequent den Glauben an
die absolute Wahrheit in Frage, oder umgekehrt.
Protagoras wird auch unterstellt, daß er behauptete die von ihm
vermittelten Fähigkeiten würden dazu befähigen die
"schwächere Seite zur stärkeren zu machen". Dies ist ein
Hauptkritikpunkt an
Protagoras. Gleichzeitig wird dabei jedoch
durchgängig unterstellt, daß dies einer Nichtunterscheidung von
gut und
schlecht gleichkäme und somit die Fähigkeit mit
sich bringe das "Schlechte" siegen zu lassen. Meiner Ansicht nach
läßt sich jedoch nicht behaupten, daß dies die Absicht des
Protagoras war. Protagoras liefert ein Werkzeug, was jemand daraus macht liegt
nicht in seiner Macht. Die schwächere Seite zur stärkeren zu machen
kann auch bedeuten dem schwächeren Redner mit den guten Absichten zum Sieg
über den bis dahin stärkeren Redner mit den schlechten Absichten zu
verhelfen.
Gorgias stammt aus Leontinoi auf Sizilien. Geboren wurde er vermutlich zwischen
490-485 v.Chr.. Es wird gesagt, daß er bis zu 105 oder 109 Jahre alt
wurde. Auch von Gorgias gibt es keine komplette Überlieferungen. Es ist
jedoch ein bemerkenswertes Fragment vorhanden mit dem Titel "Über das
Nichtseiende (oder über die Natur).
In brillanten Worten legt er dort dar, daß:
(1) Nichts existiert;
(2) Selbst wenn etwas existiert, so ist es doch unerkennbar;
(3) Selbst wenn es erkennbar ist, so ist es doch nicht mitteilbar.
Obgleich diese Thesen als unsinnig erscheinen müssen und auch in ihrer
Begründung letztendlich nicht haltbar sind und auf einem geschickten
Kunstgriff beruhen, so ist ihnen dennoch mehr zu entnehmen, als der Versuch
jemanden etwas glauben zu machen, was doch eigentlich nicht sein kann.
Sie könnten auch einfach nur in der Konsequenz der erwähnten
Infragestellung des Althergebrachten ihre Begründung finden. Demnach
würde es sich Gorgias zum Spaß machen, die Ansicht der
Eleaten (Parmenides) zu zerpflücken, wonach das Seiende der
Inbegriff dessen ist, was erkennbar und mittelbar ist. Der Trick des Gorgias
besteht dabei darin, daß er nicht unterscheidet zwischen dem "ist"
als Prädikat (z.B. im Sinne von etwas ist größer als etwas
anderes) und dem "ist" als Ausdruck der Existenz von etwas. Das geniale
darin ist, daß er sich noch nicht einmal diesen Vorwurf gefallen lassen
muß, da diese Unterscheidung für
Parmenides ohne Bedeutung
ist. Ohne diese Unterscheidung ist die Argumentation
Gorgias aber
völlig schlüssig.
Selbst, wenn man diese Unterscheidung einführt und damit die Argumentation
Gorgias zum Teil hinfällig wird, werden dennoch wichtige Fragen der
Philosophie aufgeworfen, die ihre letzte Antwort noch immer suchen.
Wenn man nur einzelnen Aussagen der Sophisten, die noch dazu oftmals schon
einer gewissen Interpretation unterliegen betrachtet, so sind Sophisten
Wortverdreher, die ihr Wissen, ohne sich um gut oder schlecht zu kümmern,
gegen Geld verkaufen. Sie vermitteln dann auch nicht eigentlich Wissen, sondern
die Fähigkeit "Nichtwissen" als "Wissen" darstellen zu
können, die Fähigkeit etwas als
richtig und
gut darzustellen, unabhängig davon, ob es tatsächlich
richtig oder
gut ist. Die Wahrheit ist für den Sophisten demnach belanglos.
Man kann aber auch urteilen, daß Sophisten diejenigen sind, die erstmals
den Gedanken des Relativismus aufwarfen, die erstmals die Methoden mit denen
einige von Natur aus begabte Redner ihren Einfluß ausübten allen
zugänglich machten und somit Mißbrauch erschwerten.
Die Sophisten stellen den Glauben in Zweifel und dies auf ganz andere Weise als
Platon und Sokrates. Während Platon und Sokrates den mythologischen
Glauben und den Glauben an die mythologischen Götter in Frage stellen,
kommen Sie doch nicht umhin den Glauben an Werte wie "das Gute" oder
"das Schöne" zu haben.
Als These läßt sich demnach formulieren:
Ist Platon ein Dogmatiker und die Sophisten hingegen die wahren Vertreter der
menschlichen Freiheit, die es dem Konsens überlassen, was als
Gut und was als
Schlecht anzusehen ist?
[1]
Was für ein tatsächlich
göttlicher Trost für jeden unglücklich Verliebten. Wobei an
dieser Stelle das Wort "unglücklich" im profanen - und nicht in einem (zu
erklärenden) platonischem Sinn zu verstehen ist.
[2]
Selbst dann, wenn man nicht an die Existenz
Gottes glaubt.
[3]
Vgl. Platon, Symposion 179b-d.
[4]
Vgl. Platon, Symposion 179d-180a.
[5]
Vgl. Platon, Symposion 178d-179b.
[6]
Aristophanes (wie die "Antike" im
allgemeinen) würde vermutlich die umgekehrte Reihenfolge wählen.
[7]
Vgl. zu dem bisher gesagten: Platon,
Symposion 189d - 190d.
[8]
Abgesehen von seiner nun ebenfalls
geringeren körperlichen Kraft.
[9]
Vgl. Platon, Symposion 191c-d.
[10]
Die Geschlechtsteile der Menschen blieben
nach der Teilung an Ihrem ursprünglichen Platz, während die Gesichter
umgedreht wurden, damit der Mensch seine Teilung immer vor Augen haben
möge. Vgl. Platon, Symposion 190 c und 191a-c.
[11]
Vgl. Platon, Symposion 176a-e.
[12]
Vgl. Platon, Symposion 192a-b.
[13]
Vgl. Platon, Symposion 189a-b und
193b-c.
[14]
Vgl. ebenfalls Platon, Symposion 189a-b.
"Aristophanes" läßt sich an dieser Stelle alle Möglichkeiten
offen.
[15]
Vgl. hierzu oben, "Die Liebe ist eine
Strafe der Götter".
[16]
Vgl. Platon, Symposion 185c-e.
[17]
Platon, Symposion 189c-d.
[18]
Vgl. Platon, Symposion 190e.
[19]
Vgl. Platon, Symposion 193a.
[20]
In Analogie zur Mathematik, bei der Minus
mal Minus auch wieder Plus ergibt.
[21]
Vgl. Platon, Symposion 192c-d.
[22]
Vgl. Platon, Symposion 190e.
[23]
Der erste Fehler war, daß sie -
nach der Teilung des Menschen - zunächst die Geschlechtsteile an ihrem
ursprünglichen Ort beließen. Vgl. hierzu Platon, Symposion 191b-c.
[24]
Vgl. Platon, Symposion 191b-c.
[25]
Vgl. oben 111-114.
[26]
Was sich aus der Konsequenz der
vorherigen Frage ableiten läßt.
[27]
Vgl. Platon, Symposion 192b.
[28]
Vgl. Platon, Symposion 192d-e.
[29]
Platon, Symposion 193a.
[30]
Vgl. Platon, Symposion 193a.
[31]
Vgl. Platon, Symposion 190d.
[32]
Vgl. Platon, Symposion 193a-b.
[33]
Vgl. Platon, Symposion 193c.
[34]
Vgl. Platon, Symposion 193d.
[35]
Vgl. Platon, Symposion 193d.
[36]
Vgl. auch oben 143-144.
[37]
Vgl. Platon, Symposion 205e.
[38]
Vgl. Platon, Symposion 207d-209e.
[39]
Vgl. Platon, Symposion 212c.
[40]
Vgl. Platon, Symposion 200d-e. Sokrates
weist zu Beginn seiner Rede ausdrücklich auf diesen Bezug hin. Vgl. hierzu
Platon, Symposion 201d.
[41]
Vgl. Platon, Symposion 201d-e.
[42]
Vgl. Platon, Symposion 202a-b.
[43]
Dies steht, wie ich anmerken möchte,
im direkten Widerspruch zum "Märchen des Aristophanes". Dort sind die
Götter auf die Ehrbezeugungen der Menschen angewiesen (vgl. hierzu z.B.
Platon, Symposion 190c). Für glückselige Götter dürfte dies
auszuschließen sein.
[44]
Vgl. Platon, Symposion 202d-203a.
[45]
Er wird beim Geburtsfest der Aphrodite
durch den von Penia am schlafenden Poros geraubten Beischlaf gezeugt. Vgl.
hierzu Platon, Symposion 203b.
[46]
Platon, Symposion 203d.
[47]
Vgl. Platon, Symposion 203c-e. Unklar
bleibt hierbei, weshalb in 203c zunächst davon gesprochen wird, daß
Eros immer arm sei, während dann in 203e klargestellt wird, daß er
weder arm noch reich ist.
[48]
Vgl. etwa Platon, Symposion 219d.
[49]
Siehe Einleitung.
[50]
Wer also vorgibt, weise zu sein und
gleichzeitig behauptet zu philosophieren, ist notwendig nicht weise, wenn auch
nicht notwendig kein Philosoph. Vielleicht ist dies von Platon auch als ein
Seitenhieb gegen die Sophisten gedacht.
[51]
Platon, Symposion 204b.
[52]
Was auch schon aus dem "Gespräch"
zwischen Sokrates und Agathon hervorgegangen ist.
[53]
Vgl. Platon, Symposion 204d-205a.
[54]
Vgl. Platon, Symposion 205b-d.
[55]
Vgl. Platon, Symposion 205e.
[56]
Sieht man davon ab, daß die von
Aristophanes geforderte Gotteserfurcht (vgl. hierzu etwa Platon, Symposion
193d) vielleicht in seinem Sinne als so etwas wie das Gute zu interpretieren
wäre.
[57]
Alle Hälften können ja nicht
gut sein, wie hätte es sonst zur ungerechten Auflehnung gegen die
Götter (vgl. hierzu Platon, Symposion 193a) kommen können?
[58]
Vgl. Platon, Symposion 206a.
[59]
Vgl. zu den Ausführungen dieses
Absatzes: Platon, Symposion 206c-207a.
[60]
Vgl. Platon, Symposion 207a-d.
[61]
Vgl. Platon, Symposion 179b-180a.
[62]
Der Begriff Partner soll hier nicht im
Sinne von partnerschaftlicher Liebe verstanden werden, sondern lediglich die
jeweilige Bezugsperson bezeichnen.
[63]
Vgl. Platon, Symposion 208d-e.
[64]
Als kleiner Einwand sei dem Verfasser die
Frage erlaubt, ob derjenige, der in den Tod geht, um dadurch unsterblichen Ruhm
zu ernten, nicht egoistisch und damit eben gerade nicht tugendhaft handelt?
[65]
Vgl. Platon, Symposion 209a-e.
[66]
Vgl. Platon, Symposion 207d-208b.
[67]
Unter diesem Aspekt erscheint wiederum
der Ansatz von Aristophanes als äußerst fragwürdig.
[68]
Vgl. Platon, Symposion 173b.
[69]
Vgl. Platon, Symposion 178b.
[70]
Vgl. Platon, Symposion 178c-179a.
[71]
Vgl. Platon, Symposion 178d-e.
[72]
Vgl. Platon, Symposion 178e-179a.
[73]
Vgl. Platon, Symposion 180a.
[74]
Vgl. Platon, Symposion 180d-181a.
[75]
Vgl. Platon, Symposion 179d-180b.
[76]
Vgl. Platon, Symposion 182d und 183d-e.
[77]
Da er weniger von Eros mit Mut beseelt
wird - vgl. hierzu Platon, Symposion 179a-b und 180a-b.
[78]
Vgl. Platon, Symposion 184c-e.
[79]
Vgl. Platon, Symposion 184c-e.
[80]
Der Verfasser kann sich diese (noch
gemäßigte) Überschrift nicht verkneifen - wohlwissend,
daß an dieser Stelle vielleicht eher so etwas stehen sollte wie: "Die
Intentionalität der Liebe".
[81]
Vgl. Platon, Symposion 189d-e, 190b-d und
192c.
[82]
Vgl. Platon, Symposion 193c-d.
[83]
Vgl. Platon, Symposion 193a.
[84]
Vgl. Platon, Symposion 192d-e und
193d-e.
[85]
Obgleich Agathon immerhin die Tugend
ausdrücklich "thematisiert" und die vier klassischen Kardinaltugenden
(wenn auch nur zwecks Vervollständigung seines rhetorischen Rundumschlags)
alle beim Namen nennt. Vgl. Platon, Symposion 196d.
[86]
Vgl. Platon, Symposion 205c-206d.
Der Verfasser folgt im übrigen nicht der Ansicht, daß es ein Verdienst
des Aristophanes ist, innerhalb des Symposions, als erster dieses "auf sich
etwas Richten (Intentionalität)" der Liebe erkannt zu haben. Zunächst
wird dies von Aristophanes nicht gesondert herausgestellt, sondern ergibt sich
nur aus dem Zusammenhang, zum Zweiten ist die Intentionalität der Liebe,
der Liebe derart immanent, daß dies auch ein einfaches Gemüt
erkennen könnte, und zuletzt ist es bereits Pausanias, der durch seinen
"Vertragsgedanken" (vgl. oben S. 3-4) die Intentionalität der Liebe zum
Ausdruck bringt.
[87]
Vgl. Platon, Symposion 205e-206a.
[88]
Vgl. Platon, Symposion 206a-207a.
[89]
Vgl. Platon, Symposion 207a-209e.
[90]
Vgl. Platon, Symposion 209a.
[91]
Vgl. Platon, Symposion 206b-d.
[92]
So werden die Begriffe "Gut" und
"Schön" zunächst (vgl. etwa 204d-205a) immer gemeinsam verwendet,
bevor - ohne den Begriff "Schön" näher zu definieren - zwischen dem
"Guten" und der Geburt im Schönen unterschieden wird.
[93]
Vgl. Platon, Symposion 210a-d.
[94]
Vgl. Platon, Symposion 214b-c.
[95]
Vgl. Platon, Symposion 220d-e.
[96]
Vgl. Platon, Symposion 216d-e. Hier zwar
teils mit leicht spöttischem Unterton, doch wohl dennoch ernst gemeint.
[97]
Vgl. Platon, Symposion 217a-219d.
[98]
Vgl. Platon, Symposion 192e.
[99]
Vgl. Platon, Symposion 218e-219b.